4.2. Aufgasung (Meteorismus)

Definition

Ein Meteorismus beschreibt die Aufblähung von Magen oder Darmabschnitten, aufgrund einer übermäßigen Gasbildung. Im Rahmen einer Gaskolik führt die Tympanie zu einer schmerzhaften Überdehnung der Darmwand, welche im schlimmsten Fall zu einer Darmruptur führen kann. Unterschieden werden primäre und sekundäre Meteorismen. Dabei entsteht ein primärer Meteorismus in der Regel ernährungsbedingt. Sekundäre Meteorismen entwickeln sich im Zuge eines Darmverschlusses. Im Folgenden wird auf die primären Meteorismen eingegangen. (BECKER et al. 2017)

Entstehung und Ursachen

Je nach Lokalisation der Gasentwicklung stehen unterschiedliche fütterungsbedingte Ursachen im Raum. Zu Grunde der Gasentwicklung liegt meist eine Fehlgärung der aufgenommenen Nahrung. (MEYER und COENEN 2014)

Im Magen führen hauptsächlich große Krippenfuttermengen, nicht abgelagertes Heu, verdorbenes, schimmliges oder gefrorenes Futter zu Fehlgärungen. Frisches Grünfutter, wie Gras, welches gemäht und im Anschluss verfüttert wird, kann nach wenigen Stunden eine hohe mikrobielle Aktivität aufweisen. Da im drüsenlosen Teil des Magens keine Einsaftung der Nahrung mit dem sauren Magensaft stattfindet, können sich hier Mikroorganismen und Keime ungehindert vermehren, was die Bildung von Gas zur Folge hat. Darüber hinaus fördern hohe Hefegehalte im Futter die Gasbildung im Magen, da Hefen eine Resistenz gegenüber dem sauren Magensaft aufweisen. So kann auch die Fütterung zu lange geöffneter, gekippter Heulage ursächlich für einen Meteorismus sein. Futtermittel mit einem hohen Anteil an Klebereiweiß, wie Weizen oder Roggen, verkleistern im Magen des Pferdes. Der Magensaft kann den verkleisterten Futterbrei nur bedingt durchsaften, sodass die mikrobielle Aktivität im Nahrungsbrei, und damit die Gasbildung ungehindert steigen können. (MEYER und COENEN 2014)

Auch im Dünndarm sind vorrangig große Kraftfuttermengen und hygienisch nicht einwandfreie Futtermittel mit hohen Keimgehalten ursächlich für Fehlgärungen, mit daraus resultierender Gasbildung.  (MEYER und COENEN 2014)

Meteorismen im Zäkum sind meist bedingt durch zu hohe Gaben an präzäkal unverdaulicher Stärke, wie sie in Gerste oder Mais vorkommt. Getreide mit hohen Anteilen an grobkörniger Stärke sollte deshalb nur thermisch aufgeschlossen verfüttert werden. Desweitern ist die maximale präzäkale Stärkeverdaulichkeit auf 1g Stärke pro kg Körpergewicht limitiert. Gelangen zu große Mengen unverdaute Stärke aus dem Krippenfutter in das Zäkum, wird diese dort mikrobiell zersetzt, wobei unter anderem Gas entsteht. Äpfel, Brot, Kohl, junges Gras, Klee und verdorbene Futtermittel werden erst im Kolon abgebaut und können hier zu verstärkter Gasbildung führen. (MEYER und COENEN 2014)

Allgemein gilt das Zäkum als Auffangbehälter für entstehende Gase aus Magen und Dünndarm (BECKER et al. 2017).

Symptome

Ist die Aufgasung nur gering, sind meist lebhafte Darmgeräusche zu hören, gepaart mit häufigen Blähungen und geringem Kotabsatz. Bei einer ausgeprägten Aufgasung hingegen wird die Darmperistaltik träge und die Geräusche werden metallisch. Ein Meteorismus des Zäkums ist an der rechten Flanke an einer geblähten Hungergrube zu sehen. Gase im Kolon hingegen verursachen eine beidseitige Aufblähung des Bauches. (GERBER et al. 2016)

Je nach Schweregrad des Meteorismus zeigt das Pferd milde bis heftige Koliksymptome. Durch die Umfangsvermehrung des aufgeblähten Magen- und/oder Darmabschnitts kommt Druck durch den Bauchraum auf das Zwerchfell, sodass die Atemfrequenz und auch der Puls steigen. In hochgradigen Meteorismus-Fällen kann das Pferd gar unter Atemnot und einem Schock leiden. (BECKER et al. 2017) In schweren Fällen können überdehnte Darmteile ruptieren (GERBER et al. 2016).