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Magengeschwüre

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Magengeschwüre (=Magenulzera) beim Pferd treten meist im oberen Teil des Magens, dem drüsenlosen Blindsack, auf. Wenn der Schutz des Schleims und des Bikarbonats nicht mehr ausreicht, wird die Magenschleimhaut von der Magensäure aus dem unteren Teil des Magens angegriffen und ein Magengeschwür entsteht. Magengeschwüre können aber auch im Drüsenteil des Magens auftreten und unterscheiden sich nicht nur in ihrer Lokalisation zu den Magengeschwüren im drüsenlosen Teil des Magens, sondern auch in den Ursachen und einer längeren Behandlung und Ausheilung je nach Erkrankungsgrad.

Betroffen sein kann jedes Pferd. Unabhängig vom Alter des Pferdes, können bereits Fohlen bis zu Senioren an Magengeschwüren leiden.

Intensives Training, zu viel Kraftfutter, zu lange Fresspausen, Stress, der Einsatz mancher Medikamente, wie verschiedene Schmerzmittel oder bestimmte Nahrungsergänzungsfutter, welche die Bildung von Magensäure verstärken, können Ursachen für die Entstehung von Magengeschwüren sein.

Die Anzeichen eines Magengeschwürs können ganz unterschiedlich sein. Koliksymptome, Appetitlosigkeit, Leistungsschwäche, Koppen, Zähneknirschen, häufiges Flehmen, Gähnen und Leerkauen, Gurtzwang, Triebigkeit beim Reiten, zögerliches Bergabgehen, vermehrtes Speicheln, Maulgeruch, Kotwasser, Unterbrechen der Kraftfutteraufnahme, vermehrtes oder vermindertes Trinken, Durchfall oder auch Gewichtsverlust können Symptome eines Magengeschwürs sein.

Die Diagnose gestaltet sich eher schwierig. Wenn das Pferd auf die Behandlung gegen Magengeschwüre anspricht, geht man davon aus, dass es darunter leidet. Eine genaue aber aufwendige Diagnose stellt eine Gastroskopie dar. Da diese mit zusätzlichem Stress verbunden ist (Fahrt in die Klinik, Untersuchung), sollte mit gemeinsam mit dem behandelnden Tierarzt abgesprochen werden, ob dies sinnvoll ist.

Behandelt werden Magengeschwüre mit entsprechenden Medikamenten wie beispielsweise Säurepumpenblockern. Bewährt hat sich auch die Therapie mit Schleimstoffen, die einen zusätzlichen Schutzfilm auf der Magenschleimhaut bilden und so vor der Säure schützen.

Ursachen für Magengeschwüre beseitigen

Fütterung optimieren – viel Raufutter, wenig Stärke

Da Pferde nur Speichel produzieren wenn sie kauen, empfiehlt sich bei akuten Magengeschwüren, aber auch zur Vorsorge eine ad libitum (= zur freien Verfügung) Heufütterung und mehrstündiger Weidegang. Der Speichel enthält viele Bikarbonate, die den sauren Mageninhalt abpuffern. Die Magensäure wird nämlich kontinuierlich freigesetzt – egal, ob das Pferd etwas frisst oder nicht.

Wenn das Pferd nicht unbegrenzt Heu bekommen kann, weil das Heu im Stall knapp ist oder das Pferd sonst zu dick wird, kann die Heu-Ration aus einem engmaschigen Heunetz angeboten werden. So ist die Fresszeit verlängert und die Futterkarenzzeit (Zeit zwischen den Fütterungen) verringert. Futterkarenzzeiten können auch auftreten, wenn das Pferd viel Zeit auf einem Paddock verbringt, in dem kein Raufutter angeboten wird. Dies ist für Pferde mit Magengeschwüren sehr unvorteilhaft. Bei Zeiträumen über vier bis sechs Stunden sollte versucht werden, auch hier Raufutter anzubieten, z.B. mit Heunetzen.

Auch ist das Raufutter vor dem Kraftfutter zu füttern, da ein Kilo Raufutter ungefähr viermal so lange gekaut und eingespeichelt wird, wie ein Kilo Kraftfutter. Das gut eingespeichelte Raufutter puffert die Magensäure ab und ermöglicht auch eine bessere Durchsaftung des Inhalts mit der Magensäure. So werden schleimhautschädigende Gärprozesse verhindert. Bekommen die Pferde zuerst Raufutter ist oft auch der Futterneid weniger ausgeprägt und es herrscht weniger Unruhe im Stall wenn gefüttert wird.

Auf die Fütterung von Getreide sollte möglichst verzichtet werden. Besonders Getreidesorten, die viel Gluten enthalten wie Weizen oder Dinkel sollten gar nicht gefüttert werden – dies gilt allerdings auch für gesunde Pferde. Sonstiges getreidehaltiges Kraftfutter sollte so wenig wie möglich gefüttert werden, da die mangelnde Einspeichelung den pH-Wert nur geringfügig anheben kann. Das Untermischen von Luzernecobs oder anderen Strukturkomponenten unter das Krippenfutter führt zu vermehrtem Kauen und vermehrter Speichelbildung. Die Energiezufuhr kann alternativ über Fette und vor allem Faser gedeckt werden. Inzwischen gibt es auch verschiedene fertige Kraftfutter speziell für Pferde mit Magenproblemen zu kaufen wie zum Beispiel das Marstall Gastro-Müsli. Hier wurden die besonderen Bedürfnisse in der Fütterung von magenkranken Pferden bei der Zusammenstellung berücksichtigt. Das Futter sollte auf möglichst viele kleine Portionen aufteilt werden. Dadurch ist der Magen nie zu stark gefüllt und die kleinen Futtermengen sind lose geschichtet.

Stress reduzieren – in der Box, auf dem Paddock und im Training

Stress ist ein wichtiger Faktor bei der Entstehung von Magengeschwüren und sollte so weit wie möglich reduziert werden. Auch wenn ein Pferd keine offensichtlichen Stressfaktoren wie Turniere, Lehrgänge oder Hängerfahrten erlebt, heißt das nicht, dass es keinen Stress empfindet. Eine ungünstige Zusammensetzung der Herde kann Unruhe verursachen, genau wie zu viel Hektik im Stall. Steht das Pferd vielleicht in einer Box an einem besonders belebten Teil der Stallgasse und mag es nicht, wenn ständig andere Pferde vor ihm vorbei gehen? Oder bleibt es allein zurück, wenn die Boxennachbarn geritten werden? Kann es auf der Weide oder auf dem Paddock entspannen oder ist es als rangniederes Tier ständig auf der Flucht vor anderen Pferden? Oder ist es der Herdenchef, der nicht zur Ruhe kommt, weil er ständig alles im Blick behalten muss?

Zudem sollte auch die eigene Reitweise und der Trainingsaufbau kritisch hinterfragt werden. Hat das Pferd Freude an der Arbeit? Arbeitet es motiviert mit? Das Eingeständnis eigner Fehler ist unangenehm, letztlich aber die einzige Möglichkeit, die Situation für das Pferd zu verbessern. Ein zeitweiser Rückschritt oder eine Trainingspause kann sowohl für das Pferd als auch für den Reiter die notwendige Zeit zur Regeneration bieten.

Neben der Optimierung der Haltung und des Trainings, kann die Zufütterung von Ergänzungsfutter für die Nerven dem Pferd helfen, sich zu entspannen und zu mehr innerer Ruhe zu finden. Dies sind oft Produkte mit Magnesium und/oder Tryptophan. Magnesium ist, neben vielen anderen Aufgaben im Organismus, auch für die Entspannung der Muskulatur wichtig. Innere Ruhe und Losgelassenheit kann durch die Zufütterung von Tryptophan unterstützt werden, das eng mit der Serotonin-Produktion zusammenhängt. Serotonin ist auch als als Glückshormon oder Wohlfühlhormon bekannt.

Sonderfall Fohlen und Absetzer – Magenprobleme bei jungen Pferden ernst nehmen

Stress kann bereits bei sehr jungen Pferden auftreten und Magenprobleme bis hin zu Magengeschwüren auslösen. Besonders die Zeit des Absetzens und der Umzug in eine Aufzuchtherde kann für Fohlen sehr stressig sein. Da hier oft wenig Kraftfutter gefüttert wird und nicht oft geputzt wird, können die typischen Anzeichen für Magenprobleme oft übersehen werden. Besonders wichtig ist es daher, die Jungpferde genau zu beobachten und auffälliges Verhalten wie Koppen, aber auch auffällig ruhiges oder zurückgezogenes Verhalten sehr ernst zu nehmen. In der Aufzucht werden die Weichen fürs spätere Leben gestellt, in positiver wie in negativer Hinsicht!

Um dem vorzubeugen sollten die allgemeinen Regeln für schonendes Absetzen beachtet werden: die Trennung von der Stute sollte in kleinen Zeiteinheiten begonnen und dann langsam gesteigert werden. Die Integration in eine Aufzuchtherde sollte ebenso sorgfältig erfolgen. Im Idealfall sollte die Herde zu Beginn nicht so groß sein, dass ein Fohlen übersehen wird. Bei starkem Stress, aber auch vorbeugend, können die gleichen Ergänzungsfutter zur nervlichen Unterstützung gegeben werden wie bei ausgewachsenen Pferden. Werden dennoch Magenprobleme vermutet oder durch den Tierarzt diagnostiziert, muss auch das Jungpferd eine entsprechende Fütterung erhalten.

Notwendiges Übel – Schmerzmittel können den Pferdemagen reizen

Auch wenn das Pferd keiner der oben genannten Ursachen ausgesetzt ist, kann es zu Magenproblemen kommen wenn die Gabe von Schmerzmitteln notwendig ist. Bei Pferden mit bekannt empfindlichem Magen kann der Tierarzt unter Umständen gleichzeitig mit den Schmerzmitteln einen Magenschutz verabreichen lassen. Auch als Besitzer kann man die Tierärztin darauf ansprechen, ob die verabreichten Medikamente für eine magenreizende Nebenwirkung bekannt sind und ob es eventuell eine magenschonende Alternative gibt.

In den meisten Fällen geht die Gabe von Schmerzmitteln mit weniger Training/Bewegung einher. Daher empfiehlt es sich sowieso, das Kraftfutter zu reduzieren oder zu streichen. Dies schont den Magen und hilft, übermäßigem Bewegungsdrang entgegen zu wirken. Auch viel Raufutter bietet dem Pferd eine sinnvolle Beschäftigung, verhindert Langeweile und tut dem Magen gut.

Magengeschwüre behandeln

Wurde ein Magengeschwür oder eine Magenreizung vom Tierarzt diagnostiziert oder auch wenn das Pferd ohne eine gesicherte Diagnose typische Symptome zeigt, sollte der verantwortungsvolle Halter sofort versuchen, dem Pferd Erleichterung zu verschaffen. Kein Pferd hat gerne Schmerzen! Unbehandelt können sich die Probleme zudem weiter verschlimmern, die Kolikanfälligkeit kann stark zunehmen und die Zeit bis zur Genesung, in der sich das Pferd unwohl fühlt und nicht so leistungsfähig ist, kann sich stark verlängern.

Zu den ersten Maßnahmen sollte gehören, die oben angesprochenen Ursachen so weit als möglich zu beseitigen. Im zweiten Schritt sollte mit dem Tierarzt abgesprochen werden, ob Medikamente gegen Magengeschwüre gefüttert werden sollen. Diese Medikamente puffern zum Beispiel die Magensäure oder hemmen deren Produktion. Wichtig zu wissen ist, dass es bei Säurepuffern nach längerer Fütterung zu einer erhöhten Magensäureproduktion kommen kann. Daher kann eine ausschleichende Fütterung notwendig sein.

Fütterungstipps bei Magengeschwüren

  • Bei Magenproblemen bewährt sich die Fütterung von Luzernecobs oder Luzernemehl, wenn die Faserlänge der Luzerne entsprechend zerkleinert und fein ist. Aktuelle Studien belegen, dass Luzerne in loser, gehäckselter Form zu vermeiden ist, da die Stängel zu hart und scharfkantig für die bereits erkrankte und sehr empfindliche Magenschleimhaut sind.
  • Auch grob-verholztes Heu und hartstängelreiche Müslis führen zu mechanischen Schäden der Schleimhaut und sind in der Fütterung zu meiden.
  • spezielles Strukturfutter (z.B. weiches, blattreiches Heu), welches die Kauzeit und damit die Speichelproduktion deutlich steigern, kann ebenfalls unter das Kraftfutter gemischt werden.
  • Zusätzliche Schleimstoffe im Futter beruhigen die gereizte Schleimhaut und fördern die Ausheilung. Über Leinsamen oder hoch konzentriert über Ergänzungsfuttermittel für den Magen können diese zu gefüttert werden.
  • Ein spezielles, auf die Bedürfnisse von Pferden mit Magenproblemen abgestimmtes Kraftfutter
  • An Stresssituationen sollte das Pferd langsam gewöhnt und die Anforderungen nur langsam erhöht werden. Vermeidliche Stressauslöser im Umfeld sind auch während der Genesungsphase zu reduzieren oder falls möglich abzustellen.
  • Bei der Aufnahme von Raufutter (im Offen- oder Aktivstall) oder nach der Fütterung Anreize zur freien Bewegung (Paddock, Auslauf, Weide) schaffen und anbieten. Dadurch wird die Durchsaftung des Nahrungsbreis im Magen verbessert.
  • Praxis-Tipp: Füttern Sie dem Pferd direkt vor einer Stressphase (z.B. Training, Transport, Tierarzt etc.) eine kleine Heuportion.

Tiefergehende Informationen zu diesem Thema findet Ihr auch im Teil „Ernährungsbedingte Erkrankungen des Verdauungstraktes beim Pferd“ unter „3.2. Magengeschwüre (Magenulzera)„.

HippoSport GmbH

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