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Die kritische Zeit des Anweidens

Pferde-Herde-Weide

Bald ist es wieder Zeit zum Anweiden. Wie schön, die Pferde endlich wieder im satten Grün stehen und spielen zu sehen. Da geht jedem Reiter das Herz auf.

Leider nicht für alle. Für eine steigende Zahl von Pferdebesitzern ist diese Zeit aber auch eine Zeit der Verunsicherung und Angst. Viele Pferde reagieren inzwischen negativ auf das frische Grün. Sie bekommen Koliken, Kotwasser, Durchfall, Blähungen. Manche auch Allergien wie Ekzem und Atemnot / Husten. Warum?

Um dies zu erklären muss ich ein wenig ausholen. Das Pferd, jedes Pferd ist genetisch ein Magergras- und Dauerfresser. Ein gesundes Pferd verdaut die normalerweise auf seinem Speiseplan stehenden geringen Mengen an Getreidestärke und Zucker sowie Fruktan im Dünndarm mittels eines Enzyms namens Amylase. Die Menge an Amylase, die ein Pferd produziert ist generell sehr gering und damit auch die Fähigkeit, größere Mengen dieser Futterinhaltsstoffe zu verdauen. Wenn mehr davon aufgenommen wird, als das Pferd im Dünndarm verdauen kann, werden diese Futterbestandteile im Dickdarm auf einem anderen enzymatischen Weg verdaut, der den Darm sauer macht oder, je nach aufgenommener Menge, sogar übersäuert. Das dort lebende Darmmikrobiom ist an zu viel Säure nicht angepasst, wird dezimiert und irgendwann werden sich dort krankmachende Keime breit machen können. Diese ernähren sich am liebsten von Zucker und Getreidestärke sowie Fruktan. Unsere heutigen Weiden sind gekennzeichnet von schnellwachsenden Turbogräsern, die viel Zucker (Fruktan) produzieren und nicht von gesunden Magergräsern, die nur wenig Zucker einlagern. Dass das junge, frische Gras von unseren heutigen Wiesen immer extreme Mengen an Fruktan enthält, geht es diesen Schadkeimen im Dickdarm im Frühjahr prächtig.

Viele Pferde haben heutzutage Darmprobleme, auch Allergien entstehen ursächlich im Darm. Die heutige Fütterungspraxis mit meist viel Getreide, denaturiertem Müsli, ständigem Kräutereinsatz, oft zu wenig Heu mit zu viel Fruktan, sowie synthetischen Zusatzstoffen im Futter, trägt zu einem empfindlichen, übersäuerten Darm bei. Auch der leider allzu oft bereitwillige Einsatz von Antibiotika ohne nachfolgende Darmpflege trägt zu dieser besorgniserregenden Entwicklung von immer mehr darmauffälligen Pferden bei. Auch die Belastungen aus der Umwelt (Schwermetalle im Wasser, Umweltgifte aus der Industrie, etc.) heizen diese Entwicklung an, da sich solche Stoffe oft in der Darmschleimhaut sammeln und diese entzündlich verändern können.

Pferde tragen Ihr Immunsystem zu 80 % im Dickdarm auf den Darmschleimhäuten. Viele Pferdedärme sind bereits vorbelastet, die Schleimhäute angegriffen, eine latente Fehlbesiedelung bereits etabliert, ohne dass der Pferdebesitzer Symptome bemerkt.

Wenn dann solcherart vorbelastete Pferde im Frühjahr Fruktan in größeren Mengen aufnehmen, vermehren sich die krankmachenden Darmkeime explosionsartig, da plötzlich viel „Futter“ zur Verfügung steht. Diese wachsende Zahl von Schadkeimen verdrängt das gesunde Darmmikrobiom und stört die Verdauung nachhaltig. Im Darm werden dann ständig zu viele Giftstoffe und evtl. auch Gase produziert. Dies führt zu Koliken, Kotwasser, zu einer erhöhten Allergieneigung und zu einem Leaky Gut (Sickerdarmsyndrom).

Weiden Sie Ihre Pferde grundsätzlich erst im Juni aus, dann sind die Fruktanmengen deutlich geringer, und gönnen Sie Ihren Pferden im Frühjahr eine Darmvitalisierung in Form von einigen Monaten getreidefreies, zuckerarmes und kräuterfreies Futter sowie eine Darmvitalisierung in Form von HBD’s DigestoVit. Bei deutlicher, chronischer Krankheitsneigung/ Stoffwechselproblematik, die vom Tierarzt nicht behandelbar ist, melden Sie sich gerne bei HBD oder HippoSport. Wir helfen Ihnen gerne weiter!

Verfasser: Anja Beifuss, Dipl. Ing. (FH), GL Tierernährung HBD-Agrar e.K.