6.4. Chronische Leberzirrhose

Definition

„Als Leberzirrhose werden degenerative Veränderungen des Lebergewebes bezeichnet, die durch knotige Regeneration und Fibrose charakterisiert sind. Sie führen zu einem irreversiblen und stetig fortscheitenden Umbau des Leberparenchyms. (GRABNER 2017)“

Unterschieden werden können eine hypertrophische und eine atrophische Leberzirrhose, welche sich auch in der Entstehung unterscheiden (GRABNER 2017).

Entstehung und Ursachen

Eine hypertrophische Leberzirrhose beschreibt eine grobknotige Vergrößerung der Leberzellen. Ursächlich können eine ausgedehnte Leberzellnekrose, eine Gallengangsobstruktion durch Konkremente oder Tumore, sowie ein Parasitenbefall sein. (GRABNER 2017) Bei letzterem scheint die Wanderung von Strongylidenlarven auslösend zu sein (GERBER et al. 2016).

Atrophische Leberzirrhosen stellen eine kleinknotige Verkleinerung der Leberzellen dar und sind meist Folge einer langanhaltenden Aufnahme toxischer Substanzen. Hervorzuheben ist vor allem die dauerhafte Aufnahme von Kreuzkrauten, mit den enthaltenen Pyrrolizidinalkaloiden. Sie sind die häufigste Ursache für die Entwicklung eines chronischen Leberversagens bei Pferden. Ihre toxische Wirkung entwickeln die Pyrrolizidine erst, wenn sie in der Leber durch Enzyme zu Pyrrolen umgewandelt werden. Diese wiederum verhindern die Regeration des Lebergewebes. (GRABNER 2017)

Symptome

  • Leitsymptom Müdigkeit
  • geringgradiger Ikterus/Gelbsucht
  • Inappetenz
  • mangelnde Futteraufnahme
  • Abmagerung
  • Absatz kleiner Kotballen
  • Gelangt zu wenig Gallensäure in das Darmlumen, können leichte Koliken aufgrund von Obstipationen auftreten. (GRABNER 2017)

Tritt ein Leberversagen auf, steigt der Gehalt der Gallensäure im Blut an und die Pferde zeigen Symptome eines HE-Syndroms (GRABNER 2017). Die hepatische Enzephalopathie (HE) beschreibt eine zentralnervöse Störung in Folge der unzureichenden Entgiftungsleistung der Leber. Toxine können über den Blutkreislauf im Körper verteilt werden und so entsprechende Symptome hervorrufen. (MEYER und COENEN 2014)

Die hepatische Enzephalopathie lässt sich in unterschiedliche graduelle Stadien, von leichter Apathie bis hin zu  komatösen Zuständen, einteilen. Neben Depression treten bei einem HE-Syndrom weiter Symptome wie das Pressen des Kopfes gegen die Wand, Krämpfe, vermehrtes Gähnen, Ataxie, Drangwandern und Verhaltensänderungen auf. (GERBER et al. 2016; GRABNER 2017) Apathische Phasen wechseln mit Phasen des ungestürmten Vorwärtsdrängens und Übererregbarkeit (GERBER et al. 2016).

Therapieunterstützende Fütterungsmaßnahmen

Liegt bereits ein HE-Syndrom vor, sollte die Leber über die Ernährung möglichst entlastet werden. Dazu wird die Eiweißzufuhr auf 70-80% des Erhaltungsbedarfs reduziert. Im Gegenzug sollten möglichst dünndarmverdauliche Proteine in der Fütterung eingesetzt werden. Der Energiebedarf der Pferde sollte über Kohlenhydrate gedeckt werden, um eine Mobilisation von Eiweißen aus dem Körper zur Energiegewinnung zu verhindern. Dazu empfiehlt sich aufgeschlossenes Getreide wie Maisflocken, wobei die präzäkale Stärkeverdaulichkeit von 1g Stärke pro kg Körpermasse und Mahlzeit beachtet werden muss. Viele kleine Mahlzeiten verhindern eine stoßweise Belastung der Leber durch Abbauprodukte wie Ammoniak. (MEYER und COENEN 2014)