1.5. Zugenlähmung und Schluckbeschwerden durch Botulismus

Definition

Das Clostridium botulinum produziert die hochgiftigen Botulinum-Neurotoxine, welche schon in geringen Mengen starke Lähmungserscheinungen beim Pferd hervorrufen können (CAVALLERI 2017; MEYER und COENEN 2014).

Entstehung und Ursachen

Clostridium botulinum ist ein anaerobes Bakterium. Seine Sporen können jahrelang im Boden und in Tierkadavern überdauern. In einer anaeroben, feuchten Umwelt, mit einem pH über 4,5 können die Sporen bei eiweißhaltigem Nährboden keimen und dabei das Neurotoxin bilden. Pferde können kontaminiertes Futter mit den enthaltenen Neurotoxinen zu sich nehmen. Die Kontamination erfolgt über Tierkadaver, Erdverschmutzungen oder über die Düngung des Futters mit bereits kontaminiertem Mist. Besonders die Herstellung von Silage und Heulage wird, aufgrund der anaeroben Bedingungen beim Silierprozess, als Möglichkeit der Botulinum-Bildung angesehen. Bereits die Aufnahme von 50-100g kontaminiertem Futter kann für ein Pferd tödlich sein. (CAVALLERI 2017)

Die Neurotoxine hemmen die Azetylcholinausschüttung an der neuromuskulären Endplatte, woraus eine allgemeine Schwäche am ganzen Körper und Lähmungserscheinungen resultieren (CAVALLERI 2017; GERBER et al. 2014).

Symptome

zu Beginn der Erkrankung:

  • zunächst eine verlangsamte Futter- und Wasseraufnahme
  • schlaffe Zunge
  • weitgestellte Pupillen
  • Zittern
  • Lähmungen und Muskelschwäche in Bewegung
  • reduzierte Darmmotorik
  • Schweif und After wirken erschlafft (CAVALLERI 2017)

im Laufe der Erkrankung:

  • Zunge verliert ihren Tonus, bis sie komplett gelähmt ist
  • Schluckbeschwerden steigern sich bis hin zur Schluckunfähigkeit
  • Regurgitieren von Wasser und Nahrung aus den Nüstern
  • Lähmung der Kaumuskulatur der Pferde
  • die Pferde werden immer schwächer, bis sie durch eine Lähmung der Skelettmuskulatur festliegen und meist an einer Atemlähmung, seltener an einem Herzstillstand, zugrunde gehen. (GERBER et al. 2016)