7.2. Chronisches Nierenversagen

Definition

Das chronische Nierenversagen, auch Urämie genannt, beschreibt eine andauernde Schädigung der Nieren, wodurch es zu einer dauerhaften Funktionseinschränkung der Nieren kommt (SCHUSSER 2017).

Entstehung und Ursachen

Faktoren, wie Infektionserreger, Stoffwechselerkrankungen (Hyperlipämie) und toxische Einflüsse führen über eine gewisse Zeit zur fortschreitenden Schädigung der verschiedenen Nierenteile. Im Rahmen der toxischen Einflussfaktoren sind der Einsatz mancher Antibiotika und nicht steroidaler Entzündungshemmer, sowie die Ablagerung von Kalziumkristallen oder Pigmenten in der Niere zu nennen. (GERBER und STRAUB 2016)

Aber auch Nierenzysten und –tumore können die Ursache eines chronischen Nierenversagens sein (SCHUSSER 2017).

Symptome

Typische Symptome einer chronischen Niereninsuffizienz stellen sich erst ein, wenn die recht große Ausgleichskapazität der Nieren von über 75% überschritten ist. Aufgrund dessen wird man auf erkrankte Pferde meist erst in einem späten Stadium aufmerksam, wenn diese unter einem akuten Nierenversagen, in Folge einer chronisch vorgeschädigten Niere zeigen. (GERBER und STRAUB 2016) Die Symptome eines akuten Nierenversagens werden im Kapitel 7.1. „Akutes Nierenversagen“ beschrieben. Symptomen eines schweren chronischen Nierenversagens werden im Folgenden beschrieben.

  • Inappetenz
  • Abmagerung
  • aber auch großer, abnormer Appetit
  • verminderter oder verstärkter Harnabsatz
  • sprödes Fell
  • Schleimhautulzera im Maulbereich
  • extreme Zahnsteinbildung
  • Durchfall (GERBER und STRAUB 2016)
  • Ödeme an der Brust und am Bauch
  • blasse Schleimhäute
  • Magenulzera, sowohl in der drüsenlosen, als auch in der Drüsenzone (SCHUSSER 2017)

Therapieunterstützende Fütterungsmaßnahmen

Die Schädigungen der Nieren sind irreversibel. Jedoch können unterstützende Maßnahmen durch eine angepasste Ernährung erfolgen. Dazu gehört die Sicherstellung der Wasseraufnahme. Erkrankte Pferde sollten immer ad libitum Zugang zu frischem, sauberem Wasser haben. Um die Pferde zum Trinken anzuregen, kann das Wasser lauwarm oder mit etwas Apfelsaft vermischt angeboten werden. Es empfiehlt sich, das Raufutter in der Nähe der Tränke anzubieten. Um eine Dehydrierung zu vermeiden, sollte die aufgenommene Wassermenge kontrolliert und protokolliert und starke Belastungen mit hohen Schweißverlusten, vor allem bei Hitze, vermieden werden. Zudem ist auf eine ausreichende Versorgung mit Elektrolyten zu achten. Zugang zu einem Salzleckstein sollte immer möglich sein. Eventuell können kleine Mengen Kochsalz ins Futter oder Trinkwasser hinzu gegeben werden. (GERBER und STRAUB 2016)

In der Fütterung der erkrankten Pferde sollten kalziumreiche Futtermittel wie zum Beispiel Luzerne vermieden werden (GERBER et al. 2016). Zudem empfiehlt sich eine Supplementierung von Omega-3-Fettsäuren als „Nierenschutz“ (GERBER und STRAUB 2016), welche vor allem durch den Einsatz von Leinöl geliefert werden können (MEYER und COENEN 2014). Eine Ergänzung der Ration mit Fetten wird zudem auch empfohlen, um den Energiegehalt der Ration zu steigern (MEYER und COENEN 2014; SCHUSSER 2017).

Der Energiegehalt der Ration ist ca. 20% über dem Erhaltungsbedarf anzusetzen, um eventuelle Gewichtsverluste abfangen zu können. Das Raufutter sollte eher gräserbetont sein, da hohe Klee- und Kräuteranteile höhere Eiweißgehalte, und gegebenenfalls auch hohe Kalziumgehalte, aufweisen. Zeigen die Pferde eine starke Inappetenz müssen schmackhafte Futtermittel wie Karotten angeboten werden. Unter Umständen können auch Futtermittel verfüttert werden, die von der Zusammensetzung für ein Pferd mit einem chronischen Nierenversagen eher ungünstig sind. (MEYER und COENEN 2014)

MEYER und COENEN (2014) weisen zudem auf eine gezielte Fütterung je nach Befund hin. Scheiden die Pferde über das Harn Proteine aus, müssen diese über die Fütterung durch hochwertige und leichtverdauliche Eiweiße supplementiert werden. Hierzu dienen Soja- oder Leinsaatextraktionsschrot.

Liegt jedoch ein Problem im Bereich der Harnstoffausscheidung vor, sollte die Ration eher proteinarm gestaltet werden. Dabei ist jedoch die Zufuhr an essentiellen Aminosäuren, wie Lysin und Methionin, im Auge zu behalten und eine Ergänzung der Ration durch diese sinnvoll. (MEYER und COENEN 2014)

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