Leinsamen und Öle für die Pferdefütterung

Leinsamen und Öle für die Pferdefütterung

Öl - eine hochwertige Ergänzung

Die natürliche Nahrung der Pferde besteht hauptsächlich aus Rohfaser. Öl wurde von Pferden in freier Wildbahn nur in sehr geringen Mengen aus Samen aufgenommen. Für die Fettverdauung benötigt der Organismus fettspaltende Enzyme aus der Galle. Die Flüssigkeit wird beim Mensch in der Gallenblase gespeichert. Da Nahrungsfette und deren Verdauung bei Pferden keinen besonders hohen Stellenwert haben, ist die Speicherung der Galle nicht nötig. Aber auch ohne Gallenblase wird von der Leber Gallensäure produziert. So können auch Pferde Öl in Maßen gut vertragen - nur nicht zuviel auf einmal! In der Pferdefütterung kommen Öle sehr gern als Energielieferant zum Einsatz, ohne den Eiweißgehalt in der Ration unnötig zu erhöhen. Auch für Pferde, die keine zusätzliche Stärke erhalten sollten, eignet sich Öl optimal. Die Energie aus dem Öl wird langsam freigesetzt und eignet sich sehr gut für Ausdauerleistungen zum Beispiel in der Dressur, Vielseitigkeit oder beim Fahren. Daher ist es sinnvoll, Getreide mit Öl zu ergänzen um ein ausgewogenes Pferdefutter zu bekommen. Doch nicht nur die Ration von Sportpferden kann mit Öl sinnvoll ergänzt werden. Auch die Ration von alten und dünnen Pferde kann durch die Beigabe von Öl gehaltvoller gestaltet werden.
Außerdem benötigt der Körper die essentiellen Fettsäuren, um neue Zellen bilden zu können. Diese können jedoch nicht selbst vom Organismus produziert werden und sollten daher unbedingt mit dem Futter zur Verfügung gestellt werden. 
Die positive Wirkung auf die Gesundheit ist hauptsächlich auf die im Öl enthalten ungesättigten Fettsäuren zurückzuführen. Vor allem die bekannten Omega-3 und Omega-6 Fettsäuren sind für die Unterstützung des gesamten Stoffwechsels bekannt. Glänzendes Fell, eine geschmeidige Haut, Förderung der Verdauung und eine Unterstützung des Gelenkstoffwechsels sind nur einige positive Effekte einer Beigabe von Öl.

Wie viel Öl ist gesund?

Eine Faustregel sagt, dass 1ml pro 1kg Lebendgewicht und Tag möglich sind. Das wären bei einem 500kg schweren Pferd also rund 500ml. Dafür ist eine langsame Gewöhnun nötig, bei der die Dosierung nach und nach erhöht wird. Zusätzlich sollte die Fütterung auf mehrere Rationen verteilt werden. Der Ölgehalt in restlichen Kraftfuttermitteln ist zwar meistens nicht erwähnenswert hoch, sollte aber dennoch nicht vergessen werden. Bei einer Haferfütterung von 2kg am Tag werden schon 100ml Haferöl mit aufgenommen.

Öl ist nicht gleich Öl - welches ist das Richtige für mein Pferd?

Neben dem Ausgangsprodukt, aus welchem letztendlich das Öl hergestellt wird, kann man auch nach der Art der Zubereitung unterscheiden. Kaltgepresste Öle werden auf mechanischem Wege gewonnen und zeichnen sich dadurch aus, dass natürliche Stoffe wie Vitamine und Schleimstoffe aber auch der Geschmack weitestgehend enthalten bleiben. Im Gegensatz zur Kaltpressung, bei der das Öl durch Komprimieren des Ausgangsprodukts über hydraulische Pressen gewonnen wird, extrahiert man das Öl bei der Kaltextraktion über schnelle Drehbewegungen von Zentrifugen. Heißgepresste oder auch industriell gepresste Öle werden mittels eines Zusatzstoffes erzeugt. Die Ausbeute an Öl ist dabei zwar oft höher und die Herstellung billiger, jedoch gehen bei dieser Methode wichtige Inhaltsstoffe oft verloren. In der Pferdefütterung kommt diese Art von Ölen auch so gut wie nie zum Einsatz.
Auch das Verhältnis zwischen Omega-3 und Omega-6 Fettsäuren spielt eine große Rolle in der Auswahl des richtigen Öls. Zwar liegen die unterschiedlichen Varianten energetisch gesehen ziemlich nah beieinander, der Anteil der einzelnen Fettsäuren unterscheidet sich jedoch. Vor allem die Ergänzung von Omega-3 Fettsäuren sollte in der Pferdefütterung über ein Öl erfolgen.

Leinöl

Der Klassiker unter den Ölen in der Pferdefütterung ist das Leinöl. Nicht ohne Grund - das Verhältnis von Omega-3 zu Omega-6 Fettsäuren ist beim Leinöl optimal. Gerade in Zeiten des Fellwechsels greifen Pferdebesitzer deshalb gern zu dem goldgelben Pflanzenöl, weil Haut und Fell von einer Fütterung profitieren können. Leinsamen und das daraus entstehende Öl enthalten besonders viel der wertvollen Omega-3 Fettsäuren, die entzündungshemmend wirken können und das Abwehrsystem stärken. Das gesunde Öl gibt es von unterschiedlichen Herstellen wie HippoSport® , Urkraft oder auch St. Hippolyt .

Mariendistelöl

Neben der Wirkung auf Haut und Fell kann der im Mariendistel enthaltene Wirkstoff Silymarin zudem die Lebergesundheit unterstützen. Die Zellregeneration kann angeregt werden und so auch das Ausschwemmen und Abtransportieren von Stoffwechselprodukten fördern. Daher ist Mariendistelöl ein beliebter Zusatz zum Pferdefutter, besonders während des Fellwechsels oder der Futterumstellung im Frühjahr (Anweiden) oder im Herbst. Mariendistelöl lässt sich einfach über das Kraftfutter geben und wird von vielen Pferden problemlos gefressen. Besonders günstig ist es, wenn es das Öl in einer Dosierflasche zu kaufen gibt, zum Beispiel als Stiefel Mariendistelöl. Für den größeren Bedarf gibt es davon auch einen Kanister.

Reiskeimöl

Reiskeimöl wird beim Pferd hauptsächlich zum Muskelaufbau gefüttert. Außer Gamma-Oryzanol enthält Reiskeimöl aus auch einen hohen Anteil an Vitamin E, das als natürliches Antioxidans wirken kann und so die Muskelzellen des Pferdes vor freien Radikalen schützen kann. Das Reiskeimöl wird meist als sechs- bis achtwöchige Kur gefüttert. In dieser Zeit sollte das Pferd auch planvoll trainiert werden, um den Muskelaufbau zu fördern. Abhängig vom sonstigen Futter, ist eventuell auch die Ergänzung eines speziellen Zusatzfutters für den Muskelaufbau nötig um ausreichend Nährstoffe zur Verfügung zu stellen.

Weitere Alternativen - Hanf, Drachenkopf, Schwarzkümmel und Co.

Bei Produkten aus Hanf stellen sich viele Besitzer ein Pferd im Drogenrausch vor. Die für eine Rauschwirkung nötigen Inhaltsstoffe sind in den Futtermitteln jedoch nicht zu finden. Dafür können die enthaltenen wertvollen essentiellen Fettsäuren zur Unterstützung bei Haut- und Fellproblemen beitragen. Drachenkopföl wird aus den Samen der Drachenkopfpflanze hergestellt und punktet mit einem sehr hohen Gehalt an Omega-3 Fettsäuren. Schwarzkümmelsamen und Schwarzkümmelöl werden beim Pferd hauptsächlich bei allergischen Problemen wie Husten, Heustauballergie und Sommerekzem eingesetzt und sollen das Immunsystem positiv beeinflussen sowie die Allergiebereitschaft dämpfen. Heustauballergie und Sommerekzem können so zwar nicht geheilt werden, aber im besten Fall können die Symptome vermindert werden. Betroffene Pferde müssen dann weniger unter Husten oder Juckreiz leiden. Schwarzkümmel kann entweder als Samen oder auch  in Form von Öl  gefüttert werden. Leindotteröl ist in der Pferdefütterung relativ neu, obwohl die Leindotterpflanze bereits seit der Steinzeit zur Ernährung genutzt wird. Auch wenn es der Name vermuten lässt, ist Leindotter nicht mit der Leinpflanze verwandt. Das Öl weist einen hohen Anteil an mehrfach ungesättigten Fettsäuren auf, besonders der alpha-Linolensäure.
Spezielle Öl-Mischungen wie zum Beispiel das HippoSport Liquizem aus Rapsöl, Traubenkernöl, Nachtkerzenöl und Kamillenöl oder auch das Ergänzungsfutter Herbalist von Dr. Weyrauch eignen sich um speziell auf die Bedürfnisse von Haut und Fellgesundheit einzugehen.

Öl, Samen oder Pellets aus Presskuchen?

Neben dem Einsatz von Öl, können auch die Ausgangsstoffe selbst gefüttert werden. Ölsaaten wie Leinsamen oder Schwarzkümmelsamen können entweder im Ganzen oder gemahlen dem Kraftfutter beigemengt werden. Der bei der Herstellung von Öl entstehende Presskuchen kann auch den Weg in den Futtertrog finden. Jedoch sollte bei dem Nebenprodukt klar sein, dass weniger Öl enthalten ist und damit auch weniger ungesättigte Fettsäuren aufgenommen werden. Im Leinkuchen sind die Schleimstoffe, die für eine positive Wirkung auf die Verdauung bekannt sind, noch enthalten. Leinkuchen in Form von Leingranulat kann daher eine günstige Alternative sein, um Magen und Darm etwas Gutes tun.